Das Sonnenbad in Ilmenau gibt es jetzt über 100
Jahre. In diesen Jahren ist viel passiert in Deutschland, Kaiserreich,
Weimarer Republik, das Dritte Reich, die DDR und jetzt die
Wiedervereinigung. Dazwischen mussten die Menschen zwei Weltkriege
erleiden.
Trotzdem gibt es sie noch, die Schrebergärten auf dem Balkon von
Ilmenau.
Man kann zwar immer noch im Herren- und Damenbad duschen, zur Freude
aller Gartenbesitzer, aber vom einstigen Badebetrieb ist nichts
geblieben. Trotzdem ist das Sonnenbad eines der schönsten Plätze
Ilmenaus, ein Ort der Lebensfreude.
1895 gründete sich in Ilmenau der Verein für Gesundheitspflege und
arzneilose Heilweise. Er basierte auf den Lehren von Prießnitz, einem
Naturarzt, welcher auf die heilende Wirkung von Wasser und Luft baute.
In den ersten Jahren wurden Vorträge über Gesundheitsförderung gehalten.
Um eine gesunde Lebenswiese auch praktisch zu verwirklichen und auch für
andere zu ermöglichen, kaufte der Verein in den Jahren 1907 und 1908 die
ersten Grundstücke auf der Sturmheide. Er errichtete das Luft- und
Sonnenbad, dazu kamen 40 Familiengärten.
Am 6.6.1909 wurde das öffentliche Bad mit einem Festzug zur Sturmheide,
abendlicher Illumination und einem Ball eingeweiht.
Das gesundheitsfördernde Bad sollte für jeden erschwinglich sein, so
kostete eine Jahreskarte für eine Familie nur 2 Mark. Nun sollten wir
dabei nicht an unsere Spaßbäder denken. Duschen mit kaltem Wasser,
Sonnenliegen aus Holz, einige Sportgeräte, so muss man sich das ganze
vorstellen. Trotzdem schreibt am 26.6.1909 die Henne: "Das Luft- und
Sonnenbad erfreut sich eines immer steigenden Besuches. Nicht nur
hiesige Anwohner auch Fremde benutzen die Anstalt."
1912 wurde das Windrad als Pumpanlage für die Wasserversorgung
errichtet. Heute hat es allerdings keine Funktion mehr. Schon damals
fanden im Sommer öffentliche Gartenfeste statt, mit Kinderbelustigung,
Fackelzug und Rostbratwürsten und alkoholfreien Getränken.1926 wird der
obere Teil der Gartenanlage zugekauft, es entsteht der Festplatz. Die
Halle, welche sich zuerst neben dem Windrad befand, wird nach oben
versetzt.
1933 wird der Verein nationalsozialistisch gleichgeschaltet und der
Vorstand ausgewechselt. Juden und Marxisten werden nicht geduldet.
Karl Hauwede, 31 Jahre Vorsitzender, aber Sozialdemokrat, muss gehen,
bleibt aber bis zu seinem Tode Ehrenvorsitzender. Ab 1933 werden
gesundheitliche Vorträge verboten. Der Verein wird in Prießnitz Verein
umbenannt. Später gibt es wieder Vorträge, diese müssen aber vom
Kreisarzt genehmigt werden. 1936 wird das Vereinshaus errichtet. Bis zu
Kriegsbeginn geht der Badebetrieb weiter.
Am 27.1.1946 fand die erste Mitgliederversammlung mit entnazifiziertem
Vorstand statt. Folge war auch eine Neuverteilung der Gärten. Am
30.7.1949 erfolgt die Auflösung des Vereins, er wird zur Sektion
Volksgesundheit im Kulturbund zur demokratischen Erneuerung
Deutschlands. In der Zeit der Zugehörigkeit zum Kulturbund herrscht eine
rege Vortragstätigkeit.
1950 trifft man sich zum ersten Gartenfest nach dem Krieg. Der 1949
gegründete Chor tritt zum ersten Mal auf.
1956 wird der Umbau des Vereinshauses, jetzt Kulturhaus beschlossen. In
den folgenden Jahren werden von den Vereinsmitgliedern viele NAW Stunden
geleistet und unter schweren Bedingungen entsteht das Vereinshaus neu.
Der Festplatz wird umgestaltet. Die Wasserversorgung wird verbessert.
Eine Gasleitung wird gelegt. Der Badebetrieb und die Vortragstätigkeit
kommen mit der Zeit immer mehr zum Erliegen, dafür werden die
Sommerfeste zu Höhepunkten im Ilmenauer Kalender. Die ganze Umgebung
kommt auf die Sturmheide, es wird ein reichhaltiges Kulturprogramm
geboten. Die Frauengruppe ist sehr rege, gestaltet
Kinderweihnachtsfeiern und vieles mehr. Die Gaststätte im Kulturhaus ist
bewirtschaftet und ein sehr beliebtes Ilmenauer Ausflugsziel.
1989 wird wieder ein Verein mit Satzung gegründet, der dem
Kleingärtnerverband angehört. Leider nimmt in den ersten Jahren nach der
Wende das Interesse an Gärten merklich ab. An der Instandhaltung und
Verbesserung der Anlage wird bis heute von den Mitgliedern tatkräftig
gearbeitet.
2002 stürzte das Windrad, das Wahrzeichen der Anlage um. Mit Hilfe der
Stadt, verschiedenen Ilmenauer Firmen und einigen Gartenfreunden konnte
es in Jahre 2004 wieder aufgestellt werden. Dafür sind alle
Gartenfreunde sehr dankbar und auch allen anderen Ilmenauern hat das
fröhliche Windrad auf der Sturmheide sicher sehr gefehlt.
2008 feierte die Gartenanlage ihr 100jähriges Bestehen mit einem
zünftigen Sommerfest.